blue-deep-2020-mcvonliebe
Blue Deep, 2020, Acryl auf Leinwand, 100*120cm

In ihrem Schaffen setzt sich Marie-Christine von Liebe mit der Wirkung von Kunst auf vielfältige Weise auseinander. Neben Ästhetik und Gestaltung spielt die Farbe als Material oftmals eine zentrale Rolle. Manchen Pigmenten billigt sie dabei einen eigenen Charakter zu, den sie in ihrer Arbeit erhalten möchte, sei es die Tiefe eines Ultramarinblaus, die strahlenden Farbigkeit der Tagesleuchtfarben oder das tiefgründige Schwarz von Vulkansand. Die Farben werden dann aus dem Pigment und diversen Bindemitteln, ganz nach den Erfordernissen des jeweiligen Werkes, speziell dafür angerieben. Manchmal bedarf dies einer gewissen Forschungsarbeit und diverser Experimente.

Comtesa, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 100 * 120 cm

Die Serie der Planeten kann auch als Verweis darauf verstanden werden, dass die menschlichen Möglichkeiten gerade heute durch umfangreiche Kooperationen ausgeschöpft werden sollten:
Mein Traum wäre ein Dreiklang aus Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft mit dem wir eine gesunde Welt erhalten, lebenswert, in friedlicher Teilhabe für möglichst viele. Ich glaube, Forschung kann hier den entscheidenden Beitrag leisten, damit wir – Menschen und Natur – möglichst gut und im Einklang miteinander leben können und unser Planet noch lange blau im Universum leuchtet.“

Dabei begeistert Farbe die Künstlerin nicht nur als Material. Es geht auch darum, dass sich damit ein optisch-gedanklicher Raum erschaffen lässt, nicht unbedingt jedem subjektiven Verständnis von Schönheit entsprechend, dennoch ästhetisch gestaltet. Dabei ist der Akt des Betrachtens wichtig. Innezuhalten und sich gedanklich mit einem Werk zu beschäftige, öffnet unseren Geist, andere Perspektiven oder vielleicht sogar gänzlich Neues gelangt in den Bereich des Möglichen.

Erinnerungen an die Landschaften der Natur erleichtern natürlich die Entstehung eines Bildraums, den Eindruck von dreidimensionaler Tiefe auf einer eigentlich zweidimensionalen Fläche, als einer eher gedanklichen Landschaft.

Doch auch ungegenständliche Farbbilder, deren Spannung sich aus Kontrast und Komposition ergeben, bieten dem Betrachter einen Raum, sowohl optisch wie gedanklich.

Human Landscapes

Menschen und Landschaften leben in einer engen Beziehung zueinander.
Ursprünglich formte die jeweilige Landschaft das Aussehen der Menschen, die dort seit Generationen lebten. Heute ist es eher umgekehrt.
Zunächst entstanden vom Menschen geformte Landschaften in der Malerei. Viele der dafür historisch verwendeten Farben stammten dabei aus den farbigen Erden einer bestimmten Region, aus ganz typischen Landschaften.

Seit der Industrialisierung prägt der Mensch die ihn umgebende Landschaft immer stärker. Das geht mit Verantwortung einher. Dafür, dass es durchaus erfolgreich sein kann, dabei umsichtig zu handeln, kann das wunderbare Ultramarinblau ein Beispiel sein. Ursprünglich bestand es aus Lapislazuli, einem blauen Stein, der in Afghanistan unter Verwendung enormer Gesteinsmengen hergestellt wurde. Nach langwieriger Forschung kann es längst chemisch hergestellt werden und der Berg hat wenigstens diesbezüglich seine Ruhe.
Dabei könnte Blau durchaus generell als Symbol für das Leben gelten. Schließlich ist unser Planet blau und auch Sauerstoff und Wasser – die Grundlagen des Lebens – sind blau.